Heute ist mein Geburtstag. Ich teile diese Information nicht mit der Absicht, viele Geburtstagsgrüße zu erhalten, sondern um darauf aufmerksam zu machen, dass ich 45 Jahre alt geworden bin. Ziemlich alt. Vor allem für einen Läufer. Oder etwa doch nicht?
Das Wichtigste zuerst: Ich gehöre glücklicherweise nicht zu den Menschen, die sich übermäßig viele Gedanken über ihr Alter machen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass sich die Zahl 45 nicht anders anfühlt als 32, aber sobald ich versuche, einen Gewinner zu benennen, merke ich, dass jedes Alter und jeder Lebensabschnitt seine guten und schlechten Seiten hatte und hat. Sagen wir FAST jede Lebensphase. Es gab auch welche, die waren einfach von A bis Z scheiße ;-)
Zurück zum Thema. Dieser Das Z Letter dient also nicht dazu, mir meinen 45. Geburtstag schönzureden. Vielmehr möchte ich Mut machen, dass man das Laufen mit allem, was dazu gehört, auch jenseits der Lebens-Halbzeit noch in vollen Zügen genießen kann. Wie immer kann ich in erster Linie nur für mich sprechen, aber für mich fühlt es sich so an, als hätte ich gerade erst angefangen.
Tatsächlich habe ich 2013, also vor etwas mehr als 10 Jahren, mit dem Laufen begonnen. Wie es dazu kam, habe ich schon ein paar Mal erzählt.
Viel wichtiger ist, dass ich meine unbewusste Entscheidung, meine Zeit als Musikschaffender ausklingen zu lassen und mein Leben etwas Neuem zu widmen, nie bereut habe. Ich möchte diese beiden Lebensleidenschaften aber nicht gegeneinander ausspielen, genauso wenig wie 45 gegen 32. Streng genommen will ich sie nicht einmal miteinander vergleichen. Beide sind zur richtigen Zeit in mein Leben getreten und haben dort die richtigen Dinge bewirkt. Sowohl der Musik als auch dem Laufen gegenüber empfinde ich große Dankbarkeit.
2013 war ich... Moment, ich muss kurz nachrechnen... 34 Jahre alt. Mein Leben war ein einziger Rummelplatz mit Geisterbahn, Autoscooter und vielen Fressbuden. "105 kg Kampfgewicht" mäßig vielen Fressbuden. Das Laufen hat in meinem Leben aufgeräumt und mich vollkommen neu auf die Gleise gesetzt. Mein angeborener Ehrgeiz und meine Neugier taten ihr Übriges. Innerhalb kürzester Zeit wollte ich nicht nur laufen, sondern auch trainieren, an Wettkämpfen teilnehmen und die Welt des Laufens durchdringen.
Auch wenn ich mein ganzes Läuferleben immer wieder mit großen athletischen Defiziten zu kämpfen hatte, sehe ich meinen späten Einstieg in den Laufsport heute sogar als Vorteil. Mein körperlicher Verschleiß ist bei Weitem nicht so weit fortgeschritten wie bei jemandem, der seit seiner Jugend Sport treibt. Gleiches gilt für meine Leistungskurve. Ich kämpfe zwar gegen den natürlichen, altersbedingten körperlichen Verfall an, aber die meisten Trainingsreize greifen bei mir hervorragend, weil mein Körper damit zum ersten Mal überrascht (oder überrumpelt?) wird. Wie die jüngsten Ereignisse gezeigt haben, kann man auch mit 45 noch halbwegs anständige Zeiten laufen.
Apropos natürlicher Verfall. Der Das Z Letter ist keine medizinische Fachzeitschrift, aber soweit ich weiß, wirke ich der fortschreitenden Selbstzersetzung meines Körpers mit Hilfe des Laufsports sogar entgegen. Das Laufen erhöht die Knochendichte, verlangsamt den altersbedingten Abbau von Muskelmasse, verbessert die kognitiven Funktionen, fördert die Ausschüttung von Endorphinen, Serotonin und anderen Neurotransmittern, und irgendwas war auch mit den Telomeren, die sich verlängern und damit das ganze Leben. Und das alles für ein paar Mal Joggen pro Woche? Ein guter Deal.
Ich hoffe, dass dieser Das Z Letter den positiven Vibe ausstrahlt, den ich heute an meinem 45. Geburtstag verspüre. Wir sprechen uns in 5 Jahren wieder.
Alles außer Laufen
Aus aktuellem Anlass: Runcation war gestern - Writecation ist das neue Ding! Das Prinzip ist das gleiche. Für ein paar Tage reduziere ich mein Leben auf drei Dinge:
Schreiben
Essen
Schlafen
Einzige Ausnahme ist mein Geburtstag, der etwas unglücklich mitten in meine Runcation fällt.
Wenn ich übrigens "Schreiben" sage, dann ist das nicht hochtrabend künstlerisch oder intellektuell gemeint. Ich sitze hier nicht mit Autorenschal, Feder, Pergament und Tintenfass und warte auf Inspiration. Es ist eine einfache, handfeste Arbeit. Eine Arbeit, die ich liebe und die mich erfüllt.
Schreiben ist wie Atmen. Oder laufen. Wir alle können und tun es seit unserer Kindheit. Alles, was ich mache, ist, dem Schreiben Raum zu geben, damit es geschehen kann. Jeden Tag mindestens eine Stunde und in dieser Writecation viele Stunden am Tag. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.
Noch eine Sache
Danke 🖤
Eigentlich dachte ich ich brauch keine deutsche Ausgabe... aber ich mag deinen Schreibstil. Würde mir daher die Zeit nehmen beide Varianten zu lesen :-)
Happy Birthday
Ach, ganz vergessen; habt noch einen schönen Urlaub! 😁