[This text is also available in English]
Seit ich mit dem Laufen angefangen habe, treffe ich immer wieder Läuferinnen und Läufer, denen es mental nicht so gut geht. Damit meine ich ausdrücklich nicht "mal einen schlechten Tag haben" oder "aus Versehen eine Melone ohne Geschmack gekauft haben und sich darüber ärgern". Ich spreche von echten Life-Struggles, die im schlimmsten Fall existenzbedrohend werden können.
Betroffene suchen und finden oft im Laufen neue Kraft und Zuversicht. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass der Laufsport genau solche Menschen ein Stück weit anzieht. Ein ähnliches Phänomen habe ich als Jugendlicher in der Straight Edge- und Hardcore-Szene erlebt. Diese Musik und ihre Werte haben mich aus der Perspektivlosigkeit einer Kleinstadt befreit, mit dem Trinken aufhören lassen, mir eine Richtung gegeben und mich motiviert, Dinge in mir und um mich herum, die mir nicht gefallen, zu verändern.
Zuflucht
Laufen ist ein Ort, an dem man so sein darf, wie man ist. Man darf sich fühlen, wie man sich fühlt, man darf denken, was man denkt und trotzdem ist man Läufer*in, ohne sich für das eine oder andere rechtfertigen zu müssen. Und auch wenn das Laufen selbst nicht zwangsläufig zur Lösung der eigenen Probleme beiträgt, so ist es doch sehr oft der eine kleiner Schritt nach vorne, der einen schlechten Tag enden und einen neuen, besseren beginnen lässt.
Leere
Ich selbst hatte meine schlimmsten Krisen zwischen 24 und 27. In meiner Kindheit und Jugend hatte sich ein großer Rucksack voller negativer Denkmuster, unkontrollierter Emotionen und gestörtem Beziehungsverhalten angesammelt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis mir dieser Molotowcocktail um die Ohren fliegen würde. Und als es soweit war, hatte ich weder das Wissen noch die Kraft, mich irgendwie zu schützen.
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